Digitales Deutschland: Stand, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Digitales Deutschland?

Effizientere, schnellere Prozesse, niedrige Kosten und Innovationen in nahezu allen Bereichen des Lebens: Die Digitalisierung bietet große Chancen und Versprechungen. Seit vielen Jahren ist sie für Unternehmen und Verwaltung in Deutschland ein Großprojekt – und wird nicht erst seit der Corona-Pandemie immer wichtiger. Doch wo stehen wir mittlerweile – wie digital ist Deutschland?

Digitale Transformation: Wer vorangeht – und wer nicht

Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland noch hinter anderen Ländern her: 2022 lag die Bundesrepublik gemäß Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) nur knapp über dem EU-Durchschnitt und insgesamt auf dem 13. Platz. Gründe dafür sind beispielsweise die mangelnde Breitbandversorgung, denn Deutschland ist noch nicht flächendeckend mit schnellem Internet versorgt. Auch in der öffentlichen Verwaltung gibt es noch viele Bereiche, die nicht digitalisiert sind und somit langsame Verwaltungsprozesse mit sich bringen. Innerhalb Deutschlands liegen die Bundesländer im Norden laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz am weitesten zurück, am digitalsten sind Baden-Württemberg und Bayern.

Gerade Behörden und Verwaltung haben einen schlechten Ruf in Bezug auf die Digitalisierung: Viele Unternehmen und Behörden sind noch immer stark hierarchisch aufgebaut und haben Schwierigkeiten, schnell auf Veränderungen zu reagieren. Das zeigt auch eine Sonderauswertung des Smart City Index 2022, dem Digital-Ranking der 81 deutschen Städte ab 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern des Digitalverbands Bitkom. Demnach ist es nur in 10 % aller Städte möglich, Baugenehmigungsverfahren rein digital zu durchlaufen, und in nur 17 % können Einwohnerinnen und Einwohner einen Umzug innerhalb der Stadt online anmelden. Aber es geht auch anders: Das Auto kann man in 91 % der Städte digital zulassen und in 93 % anmelden und die Kita-Anmeldung für die Kinder läuft in 95 % der Städte online.

Im Gegensatz zur öffentlichen Verwaltung, die mit ihrer mangelnden Flexibilität kämpft und sich noch schwertut, agilere digitale Strukturen und Prozesse einzuführen, setzt die deutsche Wirtschaft verstärkt auf Digitalisierung. Das zeigt sich in einer wachsenden Zahl von Start-ups und einer zunehmenden Anzahl von Unternehmen, die sich intensiv mit der eigenen digitalen Transformation beschäftigen. Unter den Wirtschaftszweigen sind Informations- und Kommunikationstechnik, Fahrzeugbau und Unternehmensnahe Dienstleister die digitalen Spitzenreiter, das Schlusslicht ist das Sonstige Produzierende Gewerbe.

Digitalisierung an Schulen

Eine große Herausforderung ist die Digitalisierung im Bildungsbereich. Hier gibt es noch immer viele Schulen, die nicht über ausreichende Technologie verfügen und Lehrerinnen und Lehrer, die nicht ausreichend auf die Digitalisierung vorbereitet sind. Auch die Ausbildung in den technischen Bereichen muss verbessert werden, um den steigenden Bedarf an Fachkräften in diesem Bereich zu decken.

Dass hier hoher Bedarf besteht, bestätigt auch eine Umfrage von Bitkom unter Eltern schulpflichtiger Kinder: 83 % von ihnen wünschen sich Informatik als Pflichtfach ab der fünften Klasse, um Coding und andere IT-Grundlagen frühzeitig zu vermitteln. 93 % möchten zudem, dass der Einsatz digitaler Technologien und Medien in allen Schulen Standard wird – Alltag an deutschen Schulen ist allerdings eher der klassische Overhead-Projektor. Gerade im Bereich Bildung bleibt also noch viel zu tun.

Herausforderungen: Cybersicherheit

Auch digitale Strukturen müssen sicher sein und geschützt werden: Rund 42 % der Deutschen sehen Cybersicherheit als größte digitalpolitische Herausforderung an. Zu den Risikofaktoren gehören laut Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e. V. die globale Sicherheitslage, unabsehbare Auswirkungen verschiedener Schwachstellen sowie mangelnde öffentliche Cyber-Investitionen. Insgesamt hat Deutschland also noch viel Nachholbedarf, um der steigenden Bedrohung durch Cyberkriminalität und Cyberangriffe zu begegnen.

Wie kann Deutschland digitaler werden?

Deutschland hat in Sachen Digitalisierung zwar noch zu tun, bewegt sich aber in die richtige Richtung. Doch wie lässt sich dieser Prozess beschleunigen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben und die Chancen der Digitalisierung zu nutzen? Mögliche Ansatzpunkte sind:

  1. Verstärkte Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Politik und Bildungseinrichtungen: Es muss ein gemeinsames Verständnis dafür geschaffen werden, welche Herausforderungen es zu bewältigen gilt und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um Deutschland zu einem digitalen Vorreiter zu machen.
  1. Innovationen fördern und Start-ups unterstützen: Hier muss die Politik aktiv werden und geeignete Rahmenbedingungen schaffen, um innovative Ideen und Geschäftsmodelle zu fördern. Auch die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Start-ups kann dazu beitragen, dass die Digitalisierung in Deutschland schneller vorangeht.
  1. Fachkräfte aus- und fortbilden: 2022 blieben laut Bitkom 137.000 IT-Stellen unbesetzt. Gezielte Ausbildungsprogramme und Fortbildungen könnten den steigenden Bedarf an Expertinnen und Experten in diesem Bereich begegnen.
  1. Breitbandversorgung ausbauen: Flächendeckend schnelles Internet bereitzustellen, ist eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche digitale Transformation. Hierzu muss Deutschland in den Ausbau der Infrastruktur investieren, um auch ländliche Regionen mit schnellem Internet zu versorgen.

Neben diesen konkreten Maßnahmen müssten sich auch die Rahmenbedingungen für die Digitalisierung verbessern. Hierzu zählen beispielsweise eine höhere Rechtssicherheit im Bereich der Datennutzung und Datenschutzbestimmungen, die Förderung von offenen Standards und die Schaffung von Anreizen für Unternehmen, digitaler zu werden.

Fazit

Insgesamt bietet die Digitalisierung große Chancen für Deutschland, um wirtschaftlich erfolgreich und international wettbewerbsfähig zu bleiben. Es ist jedoch noch viel Arbeit notwendig, um die Digitalisierung in Deutschland voranzutreiben. Hier sind alle Akteurinnen und Akteure gefragt – von Politik und Wirtschaft bis hin zu Bildungseinrichtungen und Fachkräften. Nur durch eine enge Zusammenarbeit und gezielte Maßnahmen kann Deutschland zu einem digitalen Vorreiter werden.

Bildquelle: Adobe Stock

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